Vitamin-D-Überdosierung - Symptome, Risiken und Fakten

Was ist Vitamin D?

Vitamin D spielt eine essenzielle Rolle für die Gesundheit - es fördert die Knochenstärke, unterstützt das Immunsystem und hilft bei der Regulierung der Aufnahme von Calcium. Doch die Balance ist entscheidend, denn eine Überdosierung von Vitamin D kann theoretisch ernste Gesundheitsrisiken mit sich bringen.

Der Unterschied zwischen Risiko und Gefahr

Ein Fisch, der in unserem Kühlschrank schlecht geworden ist, birgt grundsätzlich das Risiko für eine Fischvergiftung, aber erst durch den Verzehr wird er zu einer Gefahr für unsere Gesundheit.

Die Einnahme von Vitamin D und jedem anderen Vitalstoff und auch Lebensmittel, geht grundsätzlich mit einem Überdosierungsrisiko einher, jedoch wird aus diesem Risiko in der Praxis nur selten eine ernsthafte Gefahr. Paradoxerweise liegt die größere Gefahr hinsichtlich Vitamin D meist nicht in der Überdosierung, sondern vielmehr in einem Mangel des Vitamins selbst. In Deutschland weisen ungefähr 51% der Erwachsenen und 46% der Kinder und Jugendlichen einen Serumspiegel im suboptimalen Bereich oder sogar eines Vitamin-D-Mangels auf.

Was ist eine Vitamin-D-Überdosierung?

Eine Vitamin-D-Überdosierung – wissenschaftlich als Hypervitaminose D bezeichnet – ist ein Zustand, der aus einer übermäßigen Aufnahme von Vitamin D resultiert. Das ist grundsätzlich erst einmal noch kein Grund zur Sorge, denn laut den offiziellen Grenzwerten beginnt eine Hypervitaminose D schon ab einem 25-Hydroxyvitamin D [25(OH)D] Serumspiegel von 125 nmol/l (50 ng/ml).

Was sind die Symptome einer Vitamin-D-Überdosierung?

Die Anzeichen einer Vitamin-D-Überdosierung können unterschiedlich ausgeprägt sein:

  • Übelkeit und Erbrechen
  • Starkes Schwitzen
  • Müdigkeit und Konzentrationsschwäche
  • Schmerzen in Gelenken und Muskeln
  • Extreme Durstgefühle und häufiges Wasserlassen

Was sind die Ursachen einer Vitamin-D3-Überdosierung?

Eine Überdosis kann durch verschiedene Faktoren hervorgerufen werden. Dazu gehören:

  • Zu hohe Vitamin-D-Zufuhr durch Nahrungsergänzungsmittel (mit Abstand die häufigste Ursache)
  • Fehldosierung bei der Produktion von Nahrungsergänzungsmitteln (sehr selten)
  • Vitamin-D-Hypersensitivität - schon geringe Vitamin-D-Dosen führen zu einem hohen Vitamin-D-Spiegel. (sehr selten)

Was sind die Folgen einer Vitamin-D-Überdosierung?

Hypercalciurie als Folge einer Vitamin-D-Überdosierung

Bei Hyperkalziurie wird verstärkt Kalzium im Urin ausgeschieden, was auf unterschiedliche Faktoren zurückzuführen sein kann, darunter überhöhte Zufuhr von Vitamin D und Kalzium. Typischerweise klingen die, durch zu viel Vitamin D induzierten Hyperkalziurie-Symptome nach dem Absetzen wieder ab.

Das Schreckgespenst einer Vitamin D induzierten Hyperkalzämie

Was ist eine Hypercalzämie?

Eine Hyperkalzämie ist ein Zustand, bei dem ein überdurchschnittlich hoher Kalziumgehalt im Blut vorliegt. Die Hyperkalzämie kann durch verschiedene Ursachen bedingt sein, einschließlich Hyperparathyreoidismus, bestimmten Krebserkrankungen oder übermäßiger Zufuhr von Vitamin D oder Kalzium.

Wie häufig ist eine Hypercalzämie?

Hyperkalzämie tritt relativ häufig auf, wobei Schätzungen zeigen, dass etwa 1% der in Krankenhäusern stationär behandelten Patienten davon betroffen sind (2023 16,8 Mio. Patienten -> ca. 168.000 Fälle von Hypercalzämie). Bei Krebspatienten liegt die Rate sogar höher, zwischen 3% und 30% dieser Patientengruppe wird eine Hyperkalzämie diagnostiziert.

Auch der Konsum von herkömmlichen Calzium-Nahrungsergänzungsmitteln ist durchaus ein Faktor, der zu Hyperkalzämie führen kann, insbesondere bei überdurchschnittlich hohen Aufnahmemengen oder wenn bereits eine Disposition für erhöhte Kalziumwerte im Blut vorliegt.

Hypercalzämie durch Vitamin-D-Überdosierung?

Eine Hypercalzämie aufgrund von Vitamin-D-Überdosierung ist in der Regel äußerst selten und tritt meist nur bei sehr hohen Serumkonzentrationen von Vitamin D auf. Erst Serumspiegel für 25-Hydroxyvitamin D [25(OH)D], die deutlich über 150 ng/ml (375 nmol/l) liegen, erhöhen das Risiko für eine Hyperkalzämie.4,5

Wie häufig ist eine Vitamin D induzierte Hyperkalzämie in Deutschland?

In Deutschland sind Fälle von Hypercalzämie durch eine Vitamin-D-Überdosierung relativ selten. Dies ist vor allem auf eine überwiegend umsichtige Supplementierung zurückzuführen. Seit dem Jahr 2018 wurden lediglich 6 dokumentierte Fälle einer, auf eine Vitamin-D-Überdosierung zurückzuführende, Hyperkalzämie verzeichnet, die alle auf eine deutlich zu hohe bzw. nicht angepasste Dosierung von Vitamin D zurückzuführen sind.

Bei längerem bestehen einer Hyperkalzämie, unabhängig von der Ursache, drohen:

  • Nierensteinbildung und Nierenschäden
  • Verkalkungen in Blutgefäßen und Organen
  • Beeinträchtigung der Herzfunktion
  • Störungen im Verdauungssystem

Was sind sichere Vitamin-D-Dosierungen?

Die Ermittlung einer sicheren Dosis von Vitamin D ist von entscheidender Bedeutung, um den Nutzen dieses wichtigen Nährstoffs zu maximieren und dabei Risiken zu vermeiden. Zwei Schlüsselbegriffe in der Beurteilung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) sind der wissenschaftlich ermittelte NOAEL und der praxisorientierte UL, welche gemeinsam helfen, einen sicheren Rahmen für die Vitamin-D-Aufnahme zu definieren.

Was ist ein NOAEL (No Observed Adverse Effect Level)?

Der NOAEL bezeichnet die höchste Dosis eines Stoffes – in diesem Fall von Vitamin D –, für die in klinischen Studien oder toxikologischen Untersuchungen keine negativen Effekte festgestellt wurden. Er gilt als wissenschaftlicher Referenzwert, der aus experimentellen Daten gewonnen wird, um die Sicherheit eines Nährstoffs zu beurteilen. Da hierbei keine schädlichen Gesundheitsauswirkungen beobachtet wurden, dient der NOAEL als Grundlage für die weiterführende Bewertung und Festlegung von Aufnahmegrenzen.

Was ist ein UL (Upper Limit, Tolerable Upper Intake Level)?

Der Tolerable Upper Intake Level, oder auch Upper Limit, ist ein Wert, der die maximale täglich zuführbare Menge eines Nährstoffs wie Vitamin D angibt, bei der keine schädlichen Wirkungen für die Gesundheit bei praktisch allen Personen in der allgemeinen Bevölkerung erwartet werden. Der tolerierbare Höchstaufnahmewert (UL) schließt eine extreme Sicherheitsmarge ein, um selbst unter ungünstigsten Umständen den Schutz jedes Einzelnen zu gewährleisten.

Was sind die Unterschiede zwischen NOAEL und Upper Limit?

Der wesentliche Unterschied zwischen NOAEL und Upper Limit liegt in ihrem Verwendungszweck und der Einbeziehung von Sicherheitsmargen. Der NOAEL ist ein wissenschaftlicher Wert, der direkt aus Studiendaten abgeleitet wird, während der Upper Limit einen praxisbezogenen Richtwert darstellt, der Sicherheitsüberlegungen einbezieht und darauf zielt, den öffentlichen Gesundheitsschutz zu gewährleisten. Dabei bezieht der Upper Limit den NOAEL mit ein und fügt zusätzliche Puffer hinzu, um sicherzustellen, dass selbst bei unterschiedlichen Empfindlichkeiten und langfristiger Einnahme kein Risiko für die Gesundheit besteht.

NOAEL und Upper Limit für Vitamin D1

In ihren Gedanken zum Upper Limit für Vitamin D1 hat die EFSA folgende Werte definiert:

  • Upper Limit (Tolerable Upper Intake Level) für Vitamin D: 100 µg (4.000 IE) / Tag
  • NOAEL (No Observed Adverse Effect Level) für Vitamin D: 250 µg (10.000 IE) / Tag

Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die bloße Nennung dieser Werte durch uns keine allgemeine oder individuelle Dosierungsempfehlung darstellt.

Was sagt die EFSA und das BfR zu Vitamin D?

Die Analyse der Stellungnahmen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) bezüglich hochdosierter Vitamin D Nahrungsergänzungsmittel2,3 und der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA)1 zeigt eine deutliche Varianz in der Auslegung von Forschungsdaten und den daraus zu ziehenden Schlüssen. Eine direkte Vergleichsanalyse lässt erkennen, dass eine unterschiedliche Interpretation oft von den spezifischen Zielen, die verfolgt werden, abhängig ist. Vor diesem Hintergrund haben wir entschieden, uns auf die Einschätzungen der EFSA zu stützen, da deren gründliche und methodenbasierte Herangehensweise unsere sachverständige Vorgehensweise am besten reflektiert.

Wir legen großen Wert darauf, dir zuverlässige und klar verständliche Informationen zur Verfügung zu stellen, frei von Übertreibungen, Polemik oder gesundheitspolitischen Interessen, sodass du deine Entscheidungen in Bezug auf deine Gesundheit auf einer soliden Basis treffen kannst.


1 Scientific opinion on the tolerable upper intake level for vitamin D, including the derivation of a conversion factor for calcidiol monohydrate - (EFSA 2023)
2 Aktualisierung (2023): Höchstmengenvorschläge für Vitamin D in Lebensmitteln inklusive Nahrungsergänzungsmitteln - BfR Stellungnahme 007/2024
3 Hochdosierte Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin D können langfristig die Gesundheit beeinträchtigen - BfR Stellungnahme 065/2023
4 Hathcock, J. N., Shao, A., Vieth, R., & Heaney, R. (2007, January). Risk assessment for vitamin D
5 Vieth, R. (2006, April). Critique of the considerations for establishing the tolerable upper intake level for vitamin D: Critical need for revision upwards.